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Das Attentat von Hanau - ein Jahr voll Trauer und Wut

Das Attentat von Hanau - ein Jahr voll Trauer und Wut

Das Attentat von Hanau - Ein Jahr voll Trauer und Wut, 2020

Sie wollen eine lückenlose Aufklärung der Tat - die Hinterbliebenen der Opfer. Und sie wollen dafür kämpfen, dass dieses Schicksal anderen Müttern und Vätern, Brüdern, Schwestern und Freunden erspart wird. Es dauerte zwölf Minuten, dann waren neun Menschenleben ausgelöscht. Nach der brutalen Tat beginnt der lange Trauerprozess, der die betroffenen Menschen und die Gesellschaft um sie herum verändert. Wie können sie weiterleben? Wie schaffen sie es, den Alltag zu bewältigen? Serpil Temiz verlor bei dem rassistischen Anschlag in Hanau ihren ältesten Sohn. Ihr Jüngster fragt nun, ob er kein richtiger Deutscher sei und immer Angst haben müsse? Um ihre Trauer und Wut zu bekämpfen, geht Serpil Temiz in Hanauer Schulen. Sie will Kinder gegen Rassismus stark machen. Pitr hilft ihr, er ist gerade 19 Jahre und überlebte knapp, neben ihm starben seine Freunde. Die Pauns trauern um ihren einzigen Sohn Vili - aber sie setzen alles daran, sein Andenken in der Stadt zu bewahren, denn der junge Rom versuchte, den Mörder aufzuhalten. Serpil Temiz, Çetin Gültekin, Niculescu Paun und die anderen stützen sich auch gegenseitig in ihrer Trauer und Verzweiflung und schöpfen so die Kraft, mit dem Leid umgehen zu können. Sie haben sich in den letzten Monaten noch mehr mit ihrer Identität als MigrantInnen auseinandergesetzt und sehen eine Ungleichbehandlung. Sie erleben Rassismus in der Schule, bei Arbeitsämtern, bei der Wohnungssuche, in Behörden und in der Gesellschaft. Rassismus sei eines der dringendsten Probleme unserer Zeit und nicht die Migration selbst, wie Innenminister Seehofer es behauptete, sagt Serpil Temiz. Der Anschlag von Hanau ist einer von vielen rassistischen Anschlägen in Europa und der Welt. Ob Anders Breivik, das Attentat von Christ Church, München, Halle, Kassel und so viele andere. Die migrantischen Communities und Menschen haben Angst. Der Mörder von Hanau war Rassist, er war psychisch krank, aber er glaubte auch an Verschwörungstheorien. Gerade werden solche Verschwörungstheorien wieder sehr populär, Corona verstärkt diesen Trend noch einmal. In welche Richtung entwickelt sich unsere Gesellschaft? In eine Gesellschaft der Angst und des Ressentiments? Oder in eine des Zusammenhalts und der Toleranz? Reportage von Marcin Wierzchowski