Hunde sind die besseren Menschen. Das hat Dr. med. Annebärbel Buschhaus, 58 Jahre alt, schon vor Jahren beschlossen. Ihren kleinen Hund liebt sie. Zweibeiner hält die bärbeißige Frau Doktor aber entschieden auf Distanz: den Ehemann, die Angestellten in der Praxis und - ganz besonders - die Patienten. Nur eine Person zwingt Annebärbel in die Knie: ihre Mutter, Dr. Irene Hanschke, Ärztin a. D. Sie hat ihrer Tochter zwar vor Jahren ihre Praxis übergeben, führt sie aber aus der Seniorenresidenz wie ein General weiter. Zweimal pro Woche muss Annebärbel bei ihr antreten, um Einkäufe abzugeben und Kritik einzustecken. Nichts ist Irene gut genug, nicht die Einkäufe und schon gar nicht Annebärbels Leistungen als Ärztin und Tochter. Als Annebärbels Mann - für sie völlig unerwartet - auszieht, fühlt Irene sich einmal mehr in ihrem Urteil bestätigt: Nicht einmal das schafft ihre Tochter!
Doch jetzt gerät das zermürbende Mutter-Tochter-Verhältnis ins Wanken. Bei einem Einsatz als Notärztin stößt Annebärbel zufällig auf eine Welt, die sie seit ihrer Kindheit verdrängt hat: die Eishalle des Olympiastützpunkts Berlin. Als kleines Mädchen war Annebärbel eine begeisterte und begabte Eiskunstläuferin, aber schon damals zerstörte ihre Mutter mit erbarmungsloser Kritik das Selbstvertrauen des Kindes. Doch auf einmal wirkt der Zauber wieder. Nach über 50 Jahren zieht sie erneut die Schlittschuhe an, um ihren Kindheitstraum weiter zu träumen.Um das zu erreichen, muss Annebärbel lernen, ihrer Mutter Grenzen zu setzen und in der Eishalle Grenzen einzureißen. „Die Anfängerin“, das Spielfilm-Debüt der Regisseurin und Fotografin Alexandra Sell, eröffnete 2017 das 13. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen und lief vor 2.400 begeisterten Zuschauern.
Der Film erzähle die Geschichte einer späten Befreiung, sagt Alexandra Sell: „Es ist nie zu spät, die Richtung zu wechseln, nie zu spät für einen Neuanfang.“ Das Leben, sagt Sell, „wird nicht von allein besser, man muss es in die Hand nehmen“. Der Film sei aber auch ein Ausflug in ein Milieu, „das bisher nur im süßlichen Genre des Sport- und Tanzfilms verklärt wurde“.