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Datum: 01.04.2024
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ponedjeljak, 20:15

Morituri

Morituri

Thema: Marlon Brando zum 100. Geburtstag

1942: Auf Befehl des Admirals soll das deutsche Frachtschiff "Ingo" kriegswichtigen Rohgummi durch die Blockade in das besetzte Bordeaux bringen. Das Reiseziel muss vor der Besatzung geheim gehalten werden, denn nur der erste Offizier ist ein linientreuer Nazi, der Rest der Crew besteht aus Gefangenen des Deutschen Reiches. Der britische Geheimdienst erfährt von der Mission und beauftragt in Indien einen Sprengstoffexperten, der sich als Mr. Crain aus Zürich ausgibt, das Schiff zu kapern. Der kann nicht ablehnen, denn die Briten wissen, dass Crain in Wahrheit der deutsche Deserteur Schröder ist. Er wird als Standartenführer Keil auf das Schiff geschleust. Zuerst läuft es gut für ihn, der linientreue erste Offizier versucht sich bei dem vermeintlichen SS-Mann einzuschmeicheln, trotz der täglichen Konflikte zwischen der Mannschaft, dem ersten Offizier und ihm kann er seine Sabotagearbeit beginnen. Doch als der befehlshabende Admiral an Bord kommt, kann der sich die Anwesenheit des vermeintlichen Standartenführers nicht erklären und fragt in Berlin an. Der Film "Morituri" ist die Verfilmung des Romans von J. W. Lüddecke, der seinen Titel dem berühmten Gladiatorengruß "Morituri te salutant", "Die Todgeweihten grüßen dich", entlieh. Lüddecke war im Krieg selbst auf einem Blockadebrecher von Asien nach Deutschland gelangt. Auf diesem authentischen Stoff basiert Bernhard Wickis erster Hollywood-Langfilm, den er drehte, nachdem er an der Seite von britischen und amerikanischen Regisseuren einen Teil des Invasions-Films "Der längste Tag" (1962) inszeniert hatte. Hollywood bedeutete für Wicki künstlerische, inhaltliche Kompromisse zu Gunsten der Vermarktung und tägliche Demütigungen seines launischen Hauptdarstellers Marlon Brando, der eigentlich unbedingt mit Wicki arbeiten und die Rolle des Deserteurs Crain/Keil übernehmen wollte. "Das Merkwürdige war ja", erzählte Bernhard Wicki später, "dass man dem Brando trotz allem gar nicht böse sein konnte. Das war ein unglücklicher, zutiefst verstörter Mensch, der jede Woche mindestens einmal bitter weinte und sagte: 'Entschuldige, dass ich dir so etwas antue, ich weiß, dass es nicht richtig ist, aber es treibt mich, ich kann nicht anders.' Er suchte ja meine Nähe und freundete sich mit mir regelrecht an. Deshalb sind wir auch nicht als Feinde auseinandergegangen, im Gegenteil." Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: zwei Oscarnominierungen für Kamera und Kostüm 1966. "Das ansonsten übliche Gut-Böse-Schema wird ausdrücklich vermieden; die Antikriegsstimmung wirkt eben nicht aufgesetzt, sondern ist integraler Bestandteil des Films." (Gordon Gow, Films and Filmings, Oktober 1965)